Adeagbo-Jo Roettger
 

 

 
 

Jo Röttger
Black_Back.
Fotografie

Mit Dank und Freundschaft an Georges Adéagbo und Stephan Köhler
29. Mai bis 12. Juli 2015
Eröffnung: Donnerstag, 28. Mai 2015

Nicht zum ersten Mal begleitete der Künstler Jo Röttger im vergangenen Jahr den Künstler Georges Adéagbo mit seiner Kamera beim Legen seiner Installationen. Er tat dies zum Beispiel 2010 schon in meiner Galerie, als Georges Adéagbo hier seine Ausstellung La Culture et les Cultures – La Chine à Hambourg hatte, die damals erste Solo-Show des mehrfachen Biennale-Teilnehmers aus Benin in Hamburg. 2014 nun Orte mit kolonialen Bezügen in Hamburg, das von der Stadtkuratorin Sophie Goltz und dem Kurator Stephan Köhler initiierte Projekt Inverted Space. Jo Röttger folgte Georges Adéagbo unter anderem in den Park der Lettow-Vorbeck-Kaserne, in dem ein Monument aus Stein steht, geschützt vor Neonazis mit einem Stacheldraht drum herum. Es zeigt Afrikaner, Askaris, rekrutiert aus den deutschen Kolonien in Deutsch-Ostafrika im ersten Weltkrieg. Der Krieg ausgetragen auf schwarzen Rücken. Und die Farbfotografien von Jo Röttger zeigen eben all das, was heute vor diesem Kriegerdenkmal stattfindet, wenn ein farbiger Künstlerstar dort arbeitet, die Geschichte mit Aktuellem konfrontiert und die Themen auf die ihm eigene Weise assoziativ überlagert. Ein Teil der Ausstellung dokumentiert in installativer Weise diesen Sommertag im Park der Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld im Hamburger Westen.
Die eigentliche Ausstellung Jo Röttgers ist dann aber die Schwarz-Weiß-Serie Black_Back., zu der er durch Adéagbos Arbeit inspiriert wurde, für die er im Winter viele frühe Morgenstunden auf dem Altonaer Balkon verbrachte und dort seine Motive fand. Diese erscheinen an der Oberfläche erstmal harmlos – eine junge Frau in weißer Jacke führt ihren kleinen schwarzen Hund Gassi, ein schwarzer Mann schaut sehnsuchtsvoll in die Ferne, eine Krähe spreizt ihre Federn majestätisch wie ein Adler. Doch in Bezug zur Vorgeschichte - Adéagbos Arbeit im Park der Lettow-Vorbeck-Kaserne - findet eine erste inhaltliche Überlagerung statt. Zudem hat Röttger mehrere Motivausdrucke übereinander gelegt, gekleistert, gebügelt und noch einmal mit einer Schicht Kleister und Zeit versehen, so dass alle Motive am Ende des Arbeitsprozesses eine ganz eigene individuelle Aura mit Bläschen, Schrunzen und Schlieren erhalten haben. Das übergeordnete Thema der Serie Black_Back. ist Überlagerung, materiell und inhaltlich. Es ist darüber hinaus Fotografie, die in den Raum geht und in die Köpfe und Seelen der Betrachter wandert. Überraschend, politisch und sehr persönlich.

Jo Röttger ist 1954 ist Westfalen geboren, studierte Fotografie in Dortmund bei Prof. U. Mack, lebt und arbeitet seit 1980 in Hamburg. Von 1980 bis 1989 war er Magazin Fotograf beim ZEIT-Magazin. Seit 1989 arbeitet er für deutsche und internationale Unternehmen und realisiert freie, künstlerische Projekte: über den amerikanischen Künstler Robert Wilson, Wilsons World, über deutsche Soldaten, die sich auf den Einsatz in Afghanistan vorbereiten und vor Ort sind, Landscapes & Memory, oder ein Jahr lang der immer selbe Blick aus einem ehemaligen Lotsenhaus in Blankenese, Quer zum Strom. Ausgestellt hat Jo Röttger in den letzten Jahren in der Handelskammer Hamburg, beim Fotofestival Zingst, im Bayerischen Armee Museum, in der Berliner Galerie pavlov's dog und aktuell noch bis Ende November 2015 im Altonaer Museum.

Am Samstag, den 30. Mai, 15 Uhr eröffnet in walking distance zur Galerie am Altona Balkon Georges Adéagbo seinen die Installationen des vergangenen Jahres zusammenfassenden Kubus Inverted Space. Eine schöne, zeitliche Überlagerung dieser beiden Ausstellungen.
(Angela Holzhauer)

 

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